Kleindenkmale 4. Postwar – nach 1945 entstandene Monumente

"Heinrich" Markusplatz

50.7577290, 6.2765059; Q75G+3JR Stolberg

"Heinrich" ist eine Edelstahl-Plastik von Albert Sous. Der aus Mausbach stammende Bildhauer und Gold- und Silberschmied hat die 2,60 Meter hohe Figur auf dem Rest einer Säule der am 7. Oktober 1944 gesprengten Mausbacher Markuskirche installiert.

"Heinrich" ist im Juli 2020 zwischen der 1948 wiedererrichteten Kirche und dem Pfarrheim, Markusplatz 2a, aufgestellt worden, und zwar genau an der Stelle, an welcher der Rest der fallenden Säule zu liegen gekommen ist – Albert Sous ist auf Authentizität bedacht gewesen.

Mit seinem Kunstwerk erinnert der Künstler an das Ende des Zweiten Weltkriegs, den er, geboren 1935, als Kind in Mausbach erlebt hat. Er verbindet mit dem Kunstwerk auch persönliche Verluste und Erfahrungen, so den Verlust seines Bruders Heinrich, der ein Opfer des Kriegs geworden war. So zerstörte der Krieg, so zerstört jeder Krieg das Leben vieler Menschen, aber auch viele materielle und kulturelle Werte.

Albert Sous möchte mit diesem Mahnmal ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und an alle Opfer des Kriegs und der verbrecherischen Diktatur der Nazi-Herrschaft erinnern, verbunden mit der Hoffnung, dass kommenden Generationen bittere Geschehnisse, wie sie die Vorfahren erleben mussten, erspart bleiben mögen.

"Heinrich" von Albert Sous (2020) im Mai 2023

Kriegerdenkmal Waldsiedlung

50.764519, 6.267666; Q779+R33 Stolberg

An der Waldstraße 3, Ecke Heimstraße in Mausbach errichtete die dortige "Siedlergemeinschaft" 1956 ein Denkmal, laut Aufschrift "Unseren Gefallenen und Vermissten", mithin ein reines Soldatendenkmal, und so heißt es auch "Kriegerdenkmal".

Bezogen ist dies auf den Zweiten Weltkrieg 1939-1945 wie auf dem den Bruchsteinquader mit Namenstafeln und dem Titel krönenden "Eisernen Kreuz" zu lesen. Denn die Siedlung besteht erst seit 1936. Sie wurde zwischen 1934 und Ende 1936 im Zuge des NS-Siedlungsbaus der "Deutschen Arbeitsfront" als "Siedlung Diepenlinchen" angelegt, im Plan der NS-Gartenstadt mit bescheidenen Häusern und großzügigen Gärten für die Selbstversorgung in der kriegsgerichteten Autarkie-Ideologie der Nazis.

Üblicherweise wiesen solcherart NS-Siedlungen einen verhältnismäßig übergroßen Anger für Aufmärsche und dergleichen auf. Hier war offenbar das nebenan liegende Areal des "Reichsarbeitsdienstes" (RAD) und späteren "Wehrertüchtigungslagers" dafür vorgesehen. Denn 1934 wurde auch ein Baulos an der Rothen Gasse begonnen und die Architektur der Umgebung weist typisch für die NS-Gartenstadt sternförmig auf das RAD-Lager zu. Der Siedlungsbau wurde indes 1938 zugunsten der "Wiederherstellung der Wehrhaftigkeit", wie es im Nazi-Hetzblatt "Westdeutscher Beobachter" hieß, eingestellt. Gemeint war der Bau des "Westwalls". So ist für die "Siedlung Diepenlinchen" anscheinend nur ein Fahnenplatz übrig geblieben, und an eben diesem Fahnenplatz der "Siedlung Diepenlinchen" ist das Denkmal 1956 aufgestellt worden. Die Abbildung hier zeigt es blumengeschmückt an der Stirnseite eines sehr gepflegten Platzes. (Siedlung Diepenlinchen)

Kriegerdenkmal Waldsiedlung, 9. November 2022

Kriegsmahnmal/Friedhof Süssendeller Straße

50.754887, 6.283387; Q73M+W9 Stolberg

An der Süssendeller Straße in Mausbach nach Ost, zwischen Rektor-Soldierer-Weg und der Gabelung, liegt rechts in der Flur "Im Hostbend" der Jeeßekopp, eine Erhöhung zum Nassenberg. Obenauf eine Kriegsgräberstätte, in der Mitte eine steinerne, ca. 3.8 m über dem Boden hochragende, 1.2 m breite und 79.5 cm tiefe Stele. Die Grablegen wurden 1962/63 neu geordnet. Es sind 48 ca. 38 x 62 cm über Boden ragende, steinerne Kreuze mit insgesamt 95 darauf gemeldeten Bestattungen. Die Form erinnert an ein breitbalkiges Byzantinisches Kreuz – hier sind auch Zivilisten bestattet. Aus derselben Zeit stammt die Stele, die von der Gemeinde Gressenich mit Unterstützung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf einem Betonfundament errichtet und die 1963 eingesegnet wurde. In ihr sind seitlich Namen eingraviert von infolge der Weltkriege 1914-18 und 1939-45 zu Tode gekommener Soldaten aus Mausbach, avers und revers Inschriften: (av) "Den / Gefallenen / und / Vermissten / 1914/1918 / 1939-1945", (rv) "Sorgt ihr, / die ihr noch im Leben steht, / dass Frieden bleibe, / Frieden zwischen den Menschen, / Frieden zwischen den Völkern! / Geweiht / 1963". Sie ist als "Kriegerdenkmal" und "Ehrenmal" bekannt. Im Jahr 2000 hat der "Blaue Bund" eine Patenschaft für die Anlage übernommen.

Denkmalstile

Bereits 1923 wurde hier ein Kriegerdenkmal, ein Monument bekrönt mit dem "Eisernen Kreuz" zum "Heldengedächtnis" errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage um einen Friedhof über den gesamten Hügel für die Kriegstoten in den Kämpfen bei Mausbach erweitert. Es konnten 95 von insgesamt 129 Toten hier geborgen worden. Dabei wurde ein großes, hölzernes Lateinisches Kreuz weithin sichtbar hinter dem Monument mit dem "Eisernen Kreuz" aufgestellt. In der Neugestaltung 1962/63 entfielen sowohl das "Eiserne Kreuz" als auch das Holzkreuz, letzteres erhielt als Friedenskreuz einen neuen Platz im "Schulwald".

Das Epitaph von 1963 folgt der konfesionellen Note durch die drei Kreuze auf dem Avers. Es sind dies die drei Kreuze auf Golgatha, Lk 23,26-42: Sieg der Sünde und Sieg der Herrlichkeit der Gnade zwischen dem die Vergebung in Jesus Christus. Gegenüber den zumindest zwei auf der Stele gedachten Opfern der Judenverfolgung in der Gemeinde Gressenich wohl unpassend, so wie schon die sinnstiftende Inschrift "Den Gefallenen und Vermissten". In der Nüchternheit seiner Gestaltung, dem geschwungenen Aufweg statt der aus steiler Untersicht über steilen Treppen sich erhobenen Vorgängerwerke und im Tenor der Inschrift indes weniger heldenverehrend als diese. In der Einfachheit des Stils der konfessionellen Note die Aufbruchstimmung in der Kirche seit dem Zweiten Weltkrieg.

Dass die Anlage unmittelbar an einem Pilgerweg, dem historischen Jakobsweg, liegt, wird vielleicht bei der Erstanlage 1923 auch eine, doch eher wohl nicht die entscheidende Rolle für die Standortwahl gespielt haben: Von hier aus ist Mausbach ideal zu überschauen.

Holocaust und Endphaseverbrechen

AGM-Schriftführer F. Josef Ingermann wies die Gemeinde Stolberg im März 2021 darauf hin, dass die als Juden verfolgten Josef und Erich Imdorf nicht "verschollen" waren, wie es noch 2022 auf der Stele geheißen hat, sondern Josef Imdorf und sein Sohn Helmut wurden 1941 deportiert und 1942 – wohl im KZ Graudenz (Grudziądz im nördlichen Zentralpolen), ein Außenlager des KZ Stutthof – ermordet. Den Söhnen Erich und Walter gelang die Flucht nach Palästina. (Familie Imdorf)

Überhaupt könnte die Erinnerung an jüdische Opfer auf dem "Kriegerdenkmal" zumindest zunächst auf wenig Gegenliebe gestoßen sein: Die Namen wurden nachträglich angebracht, ganz unten linke Seite der Stele, in der Wirkung wie ein Fremdkörper. "Verschollen" ist indes aus dem Duktus der Vergangenheitsverdrängung: "Wir haben nichts gewusst!" Gehört, geahnt und geglaubt hat man aber schon. "Sie waren ja weg", heißt es. Aufgefallen war dies also. Es hat niemanden interessiert. Denn "vermisst", wie es bei den anderen heißt, hat man sie nicht. Im Jahr 2023, 78 Jahre nach Offenlegung des Völkermords und 60 Jahre nach Errichtung des Denkmals, ist eine Berichtigung auf der Stele erfolgt – nach wie vor unter dem Golgatha-Kreuz und das erweckt leider weiterhin einen Eindruck von erzieherisch, belehrend, zumindest nicht anteilnehmend, so als sollte die Welt, vielleicht nicht am deutschen, aber doch am katholischen Wesen genesen.

Nicht erinnert wird an andere Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, etwa Endphaseverbrechen. So haben Zeitzeugen 1944, kurz vor der Evakuierung und dem Einmarsch der US-Army, unabhängig voneinander gehenkte polnische Zwangsarbeiter am Polizeigefängnis im damaligen Rathaus an der Gressenicher Straße gesehen.

"Abgebüßt"?

Mithin könnte man in diesem Kriegsdenkmal, und auch seiner Nüchternheit wegen, ein der Nachkriegszeit gesetztes Denkmal sehen, eines für die Verdrängung von (Mit-)Verantwortung und Schuld durch "Abbüßen" mit erlittenenem, vielleicht auch überhöht dargestelltem eigenem Leid.

"Ehrenmal" und Friedhof im November 2022

Museumskatalog