Rundwege zu Sehenswürdigkeiten in und um Mausbach
Panoramarundweg – Mausbach, Diepenlinchen, Krewinkel und Fleuth
Der Panoramarundweg um Mausbach führt durch die Siedlung Diepenlinchen und am ehemaligen Lager aus der NS-Zeit vorbei zum Wasserturm und von dort, von Nord aus, zum Cholera-Kreuz und am westlichen Dorfrand entlang zum Quell des Mausbachs und nach Ost in den Erlbusch mit Westwall-Ruinen und weiter nach Krewinkel, wo mittendurch, entlang der Römerstraße, die Grenze zwischen reichsabteilichem und jülischem Herrschaftsgebiet verlaufen ist.
50.764364 N 6.273308 O
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Aktivitäten nach Schließung von Diepenlinchen
Über viele Jahrhunderte nutzte man zur Trennung der verwertbaren Erze von den wertlosen "Bergen" die sogenannte Dichte-Sortierung, also die Unterschiede im spezifischen Gewicht zwischen den Erzen einerseits und dem Nebengestein andererseits. Hierzu wurde das aus dem Haufwerk manuell ausgeklaubte erzhaltige Gestein mit Hilfe von Pochwerken, Kollergängen oder Gesteinsmühlen zerkleinert. Die hierbei anzustrebende Korngröße hing entscheidend davon ab, wie fein das Erz im Muttergestein verteilt war, denn die einzelnen Körner mussten sich hinsichtlich der Erzanteile bzw. der Anteile von taubem Gestein möglichst deutlich unterscheiden, damit besagte Dichte-Sortierung wirksam werden konnte. Die eigentliche Trennung erfolgte unter schwachem Wasserstrom auf geneigt angeordneten Tischen, die mechanisch in Schwingung versetzt wurden, sodass sich die aufgegebenen Körner in der Reihenfolge ihres spezifischen Gewichtes absetzen konnten (Schüttel- bzw. Stoßherde).
Die in Stolberg überwiegend geförderte Schalenblende war ein polymetallisches Erz, das aus Zinkblende, Bleiglanz und Schwefelkies (Pyrit bzw. Markasit) bestand, also aus den Sulfiden der drei Metalle Zink, Blei und Eisen. Deshalb war es von hoher Bedeutung, dass dieser Erztyp nach dem gleichen Funktionsprinzip nicht nur vom Nebengestein getrennt, sondern auch entsprechend der unterschiedlichen Sulfide sortiert werden konnte.
Insbesondere in den 1920er Jahren fand auf dem Gebiet der Erzaufbereitung eine Entwicklung statt, die man mit Fug und Recht als bahnbrechend bezeichnen kann. Ein neues Flotationsverfahren, auch Schwimmaufbereitung genannt, nutzt die stark unterschiedlichen Oberflächeneigenschaften der einzelnen Mineralien aus, setzt aber eine sehr weitgehende und aufwendige Zerkleinerung des Haufwerks mittels Gesteinsmühlen voraus. Nach Schließung der Grube Diepenlinchen war der Betreiber dieser Grube, die "Gesellschaft für Bergbau und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen" (Kurzbezeichnung u.a. Stolberger Zink), nach wie vor europaweit unternehmerisch aktiv und errichtete in den Jahren 1927/28 am Weißenberg eine Anlage zur Erzflotation mit einer Kapazität von 5 Tonnen/Stunde. Diese Anlage diente zunächst der Nachbehandlung alter, noch stark erzhaltiger Teich- und Haldenschlämme, weil dieses Material sich ohne weitere Zerkleinerung zur Flotation eignete.
Bis 1933 konnten auf diese Weise noch über 4.000 Tonnen nutzbares Erzkonzentrat gewonnen werden. Im Zuge der damaligen Autarkiebestrebungen wurde von 1933 bis 1942 in zunehmendem Maße auch Haldengrobmaterial zerkleinert und verarbeitet. Die bei der Flotation anfallenden sandigen Rückstände wurden wiederum auf der Halde am Weißenberg entsorgt.
Figg.
50.764265 N 6.269107 O
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Gaststätte der Witwe Hubert Willms
Eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1896 belegt, dass die Gaststätte Hubert Willms bereits seit dem 19. Jh. bestand. Eigentümer war damals Hubert Willms (1826-1897). Nach dem Tod von Hubert Willms wurde die Gaststätte von seiner Witwe Elisabeth geb. Quast (1830-1911) fortgeführt. Nach dem Tod der Mutter übernahm Elisabeth Willms verh. Limburg (1867-1936) den Zapfhahn.
Die Gaststätte von Hubert Willms lag auf der Diepenlinchener Straße, etwas unterhalb der Gaststätte von Peter Willms. Peter war der Neffe von Hubert Willms. Der Volksmund unterschied die Restaurants durch ihre Lage, d.h. den "oberen Willms" und den "unteren Willms". Im Dialekt wurde also zwischen "öngerschte" und "övverschte" Willms unterschieden. Auch ein gemeinsamer Spitzname verband die beiden Gaststätten: Im "övverschte" Willms war es üblich, dass der Wirt den Gästen die Weltnachrichten vorlas. Die Zeitung war zu dieser Zeit die einzige Informationsquelle, die sich aber noch lange nicht jeder leisten konnte. Eine Nachricht, die er eines Tages vorlas, betraf die italienische Region "Piemont" und der Wirt sprach das wie "Piemmong" aus, was allgemeine Heiterkeit auslöste. Somit erhielt die Gaststätte den Spitznamen "övverschte Pimmong" und die Gaststätte Peter Willms entsprechend den Spitznamen "öngerschte Pimmong".
Am 9. April 1882 beschlossen einige Bürger der Gemeinde, die der Hausmusik großes Interesse entgegenbrachten, die Gründung der Musikvereinigung "Euphonia". Die Protokolle über Gründung und Versammlungen in der Gaststätte Willms sind durch einen Brand im Jahr 1902 vernichtet worden, sodass eine lückenlose Entwicklung bis 1902 leider nicht dargestellt werden kann. Soweit feststellbar gehörten zu den Gründern des Vereins: Anton Willms, Peter Schür, Jakob Mohr, Wilhelm Johag, Peter Willms, Matthias Hanf, Hubert Mohr, Franz Josef Scholl, Jakob Willms, Ludwig Karl, Johann Wildt, Josef Schür, Peter Mohr und die Gebrüder Moonen. Zweck und Ziel des Vereins war die Pflege der Instrumentalmusik zur Unterhaltung der Mitglieder und zur Veranstaltung öffentlicher Konzerte. Als ersten Dirigent benennt die Vereinschronik den Musiker Erdmann aus Eilendorf. Jahrzehntelang hat F. J. Scholl als Dirigent die Geschicke des Vereins im besten Sinne beeinflusst. Drei Eigenschaften halfen ihm alle Schwierigkeiten zu überbrücken: Ein starker Sinn für Ordnung, Disziplin und sein großes musikalisches Verständnis.
Bei Ausbruch des Krieges 1914 begleitete die "Euphonia" unter den Klängen ihrer Instrumente die ersten Mausbacher Soldaten nach Stolberg. Im Krieg ging die dicke Vereinstrommel mit dem Landwehrregiment 28 nach Russland. Von den sieben in den Krieg gezogenen Mitgliedern starben Josef Heidbüchel, Wilhelm Schiffer, Wilhelm Johag und die Gebrüder Lauscher für Heimat und Vaterland.
Fig. Gaststätte Willms
50.764561 N 6.267623 O
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Siedlung Diepenlinchen von 1936
Weil Unterlagen zur Gründung der Siedlung Diepenlinchen nicht unmittelbar greifbar sind, muss man für diese Zwecke die vorhandenen Informationen über die vergleichbaren Gründungen der Broicher und Bardenberger Siedlungen zu Rate ziehen. Schnell wird offensichtlich, dass diese Wohnsiedlungen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im politischen Umbruch Deutschlands im Dritten Reich waren.
Der Bau dieser Siedlungen wurde mit großem propagandistischem Aufwand betrieben und vom Reichsleiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und späteren Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Dr. Robert Friedrich Ley, vollzogen. Ley war während dieser Zeit einer der fünf ranghöchsten NS-Führer.
Die 1936 erbaute Siedlung sollte den übernehmenden Familien erstens ein neues Zuhause geben. Zweitens dienten die großen Gärten der Selbstversorgung. Daher haben die 56 Grundstücke eine Fläche von je 1000 m2. Die ersten Siedler versuchten mit Hilfe von Torf und Spaten, das ihnen überlassene Grundstück urbar zu machen. Ferner bekamen alle Familien Kleintiere (Hühner, Gänse und Enten), um die Versorgung zu ergänzen. 1950 wurde die Siedlung von den noch verbliebenen Familien wieder aufgebaut. Die damalige Gemeinschaft beschloss zu Ehren der Gefallenen ein Denkmal zu bauen. Dieses wurde 1956 eingeweiht.
Von 1950 bis zum heutigen Zeitpunkt leben bereits Familien in dritter Generation in den Häusern. Ständig werden Erneuerungen bzw. Verbesserungen getätigt. Ehrenamtstätige kümmern sich um die Erhaltung des Ehrenmals. In der Siedlergemeinschaft wird heute noch Solidarität gelebt. Jeder ist für jeden da. Bis heute verbinden Familienfeste die Mitglieder.
Plan der "Gartenstadt"
Die von der DAF angestoßene Siedlung zeigte typische Merkmale des NS-Programms der sog. Gartenstadt auf: Bescheidene Häuser in gleichförmiger Architektur, mit unverhältnismäßig großem, indes unvermeidlichem, für Aufmärsche vorgesehenen Anger, um Einzelinteressen dem Gruppeninteresse zu unterwerfen. Großzügige Gärten und eine Grundausstattung mit Kleinvieh und Saatgut für die Selbstversorgung waren bereits in Richtung Krieg angelegt. Dergleichen war auch in der Rothen Gasse geplant und angefangen. Man erkennt auch dort das Zulaufen auf das Gelände des RAD-Lagers als Anger.
Weil die "Herstellung der Wehrhaftigkeit", mithin die Errichtung des "Westwalls" ab 1938, unbedingten Vorrang hatte und Deutschland dann auch den zweiten Weltkrieg anfing, setzte die Neubautätigkeit durch die DAF bzw. durch die von ihr in der Region beauftragte GEHAG (Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft) aus.
Was die Qualität solcher Bauten anbelangt, so war das meist doch "Kappenbeton", "mit der Kappe gemacht", im landläufigen Jargon nicht unbedingt für Pfusch am Bau, aber doch für billiges Zeugs. Mithin Nazi-typisches Blendwerk, wie es für etliche Bauvorhaben der Nazis beschrieben worden ist.
Mit dem Siedlungsprogramm "für kinderreiche Familien" und dem "Volkswohnungsbau" wurde nicht nur für die NS-Bevölkerungspolitik geworben, sondern auch um Spareinlagen der vorhandenen Bevölkerung zugunsten der desaströsen Staatsfinanzen, und natürlich waren Ergebenheitsnoten an das Regime, Mitgliedschaften in Nazi-Gliederungen wie insbesondere der SA erforderlich, um in den Genuss einer solchen Ansiedlung zu kommen. Die Unterwerfung in die "Volksgemeinschaft" überwachte der Blockwart.
- NS-Propaganda: Luftschiffe 1936 über der Siedlung Diepenlinchen
- "Siedler" aus Diepenlinchen vor der Mausbacher Schule, 1938
- Vgl. Vulligstraße und Jägerspfad in Eschweiler: Rezeption im Rahmen philiströser Darstellungen
Figg.
50.764358 N 6.263966 O
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1. Reichsarbeitsdienst- und "Wehrertüchtigungs"lager
Der Reichsarbeitsdienst (RAD) war eine Organisation im nationalsozialistischen Deutschen Reich. Das Gesetz für den Reichsarbeitsdienst wurde am 26. Juni 1935 erlassen. Es lautete u. a.: "Alle jungen Deutschen beiderlei Geschlechts sind verpflichtet, ihrem Volk im Reichsarbeitsdienst zu dienen" und "Der Führer und Reichskanzler bestimmt die Zahl der jährlich einzuberufenden Dienstpflichtigen und setzt die Dauer der Dienstzeit fest."
Eine Arbeitsdienstpflicht hat es bereits im Ersten Weltkrieg mit dem Hilfsdienstgesetz im Rahmen des Hindenburg-Programms gegeben. Dieses Gesetz sah eine allgemeine Arbeitspflicht von Männern zwischen dem 17. und 60. Lebensjahr in der Kriegswirtschaft vor. Der Arbeitsdienst in seiner späteren Form wurde in Verbindung mit der Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre insbesondere für alle Jugendlichen als "Freiwilliger Arbeitsdienst" 1931/32 eingeführt. Im Zuge der Errichtung des NS-Regimes nach 1933 zwang die Reichsregierung mit dem Reichsarbeitsdienstgesetz vom 26. Juni 1935 alle jungen Erwachsenen zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr "gemeinnützige" Arbeiten zu verrichten. Dieser "Dienst" wurde vorläufig auf ein halbes Jahr begrenzt. Ziel des Reichsarbeitsdienstes (RAD) war gemäß Gesetz: "die deutsche Jugend im Geiste des Nationalsozialismus zur Volksgemeinschaft und zur wahren Arbeitsauffassung, vor allem zur gebührenden Achtung der Handarbeit zu erziehen". Ebenso wichtig wie dieser ideologische Anspruch waren die Senkung der Arbeitslosenzahlen und die Aufrüstung. Die deutsche Jugend sollte "kriegsfähig" gemacht werden. Dazu arbeitete sie an der Urbarmachung von Land, im Straßenbau, in der Landwirtschaft und im Aufbau militärischer (Abwehr-)Anlagen wie dem "Westwall". Die "Arbeitsmänner" und "Arbeitsmaiden" waren in eigenen RAD-Lagern untergebracht.
Das Mausbacher Reichsarbeitsdienst-Lager wurde im Jahr 1938 errichtet. 1942 stand es bereits einige Zeit leer.
2. Übergangslager zur Deportation
Das Lager wurde 1938 errichtet und durch den Reichsarbeitsdienst (RAD) bis 1942 genutzt. In der Folge erlangte es als Übergangslager in der Vernichtungsstrategie der Nazis tragische Bedeutung, denn im Juni 1942 wurden hier über 300 jüdische Menschen überwiegend aus Kölner Altersheimen vor ihrem Transport in die Todeslager für einige Tage zusammengepfercht.
Mausbacher erzählen, dass die alten Menschen in der Abenddämmerung mit Straßenbahnen an der Kirche ankamen und von dort in einem erbärmlichen Zug mit ihren schweren Koffern zu Fuß den Weg zum Lager antreten mussten. Junge Burschen, die beim Tragen helfen wollten, wurden von der Mausbacher Frauenschaftsleiterin daran gehindert und fortgeschickt. Ihr Schicksal ahnend nahm sich das Ehepaar Toni und Richard Löwendahl einen Tag vor dem Abtransport zum Vernichtungslager Theresienstadt am 14. Juni mit Veronal das Leben. Richard und Toni Löwendahl waren 75 und 59 Jahre alt.
Ein amtlicher Bericht über den Abtransport der Menschen aus dem Lager Mausbach über den Stolberger Hauptbahnhof bedarf keines Kommentars:
"Der Abtransport von 340 Juden aus dem Lager Mausbach zur Straßenbahn [...] vollzog sich ohne Hindernisse. Um 08:40 Uhr waren die Leute in 12 Straßenbahnwagen verladen und wurden zum Hauptbahnhof in Stolberg Rhld. gebracht. Hier traf der Sonderzug erst um 12:10 Uhr von Herzogenrath kommend ein. Die Verladung der Juden in Güterwagen konnte nur unter Einsatz aller anwesenden Polizeibeamten erfolgen, da es den alten Leuten nicht möglich war, die hohen Waggons zu ersteigen. In jedem Wagen wurden 45 Personen einschl. Gepäck untergebracht. Die Verladung erfolgte unter Anordnung und Leitung von Beamten der Stapo [Staatspolizei]. Um 12:30 Uhr konnte der Zug in Richtung Köln abfahren. Im Lager Mausbach hatten sich in der vergangenen Nacht 2 Juden das Leben durch Vergiften mit Veronal genommen. Durch die Stapo [...] wurden mir 20 RM zur Verteilung an die eingesetzten Beamten übergeben. Der Betrag wurde unter die 15 eingesetzten Männer verteilt."
Nachdem Hitler im März 1942 die Einrichtung von sogenannten "Wehrertüchtigungslagern der Hitlerjugend" befohlen hatte, wurde ab August 1942 das Lager von der SS als solches genutzt. Das Ziel der dortigen Indoktrinierung war auch die psychologische Vorbereitung auf eine bedingungslose Todesbereitschaft an den Kriegsfronten.
Figg. RAD-Lager Mausbach 1
Präsenz des RAD in Mausbach
Das RAD-Areal in Mausbach bestand aus dem RAD-Lager Mausbach I östlich des Langen Ranken (s.o. Zeichnung Kutsch) und dem RAD-Lager Mausbach II westlich desselben. In Mausbach I lag "R.A.D. 5/315", ursprünglich im Emsland aufgestellt und für den Bau des "Westwalls" umformiert als Abteilung 5 Mausbach I "Ehrenname" "Friedrich Krupp" unter Oberstfeldmeister Krenzer der Gruppe 315 Heimbach unterstellt. Mausbach II "Hermann Blumenau" unter Oberstfeldmeister Schmidt war die 4. Abteilung der Gruppe Lüneburg und unter "W III" Aachen als "W35" so wie Mausbach I als "W34" an den Westwall verlegt.
Der RAD war in Mausbach geradezu omnipräsent: In den Sälen im Ort wurde die Küche der Lager unterhalten. Derweil fand das obligatorische öffentliche Eintopfessen zugunsten des Winterhilfswerks in der Turnhalle des RAD-Lagers Mausbach I statt. Dabei handelte es sich um NS-"Volkserziehung": Suggestion kollektiver Opferbereitschaft und demzufolge wurden die bereits 1933 eingeführten "Eintopfsonntage" im Krieg in "Opfersonntage" umbenannt. Auch zu aller Art Aufmärschen und bei der Vereinnahmung des Brauchtums insbesondere zu den Maifeiern trat der RAD auf. Bei den Maifeiern standen nicht mehr Naturerfahrung und Lust am Leben im Vordergrund, aber auch nicht mehr der Arbeiter und seine soziale Befreiung wie in der Tradition der Arbeitervereine. Repräsentant am Tag der Arbeit (1. Mai), nach der einmaligen Erhebung in der Weimarer Republik von den Nazis zum beständigen Feiertag gemacht, wurde geradezu rückwärts gewandt und auf Krieg gedrillt die NS-Organisation.
Überhaupt marschierte der RAD viel durch Mausbach. Freude an der "schmucken" Uniform und am zackigen Drill drückten die erziehungspolitische Funktion des RAD aus. Tatsächlich gab es für die RAD-Leistenden in den Lagern keine Rückzugsmöglichkeiten. Sie sollten in der "Gemeinschaft" aufgehen und Individualität durch kollektive Identität ersetzen.
Bis 1938 war der RAD neben der Funktion weltanschaulicher Erziehung im NS-Sinne Teil des NS-Wirtschaftssystems insbesondere im Rahmen der Autarkiepolitik. So war auch die Abteilung in Mausbach I zunächst im Emsland aufgestellt worden, um die Moor- und Heidegebiete urbar zu machen (Emslandkultivierung). Es ist allerdings ein Mythos, dass der RAD zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit beigetragen hätte. Die Leistung des RAD lag um 50 % unter der aus der freien Wirtschaft, was nicht zuletzt in den ideologisch motivierten archaischen und besonders harten Arbeitsmethoden begründet war. Ab 1938 wurde der RAD quasi zur Bautruppe der Wehrmacht, so die Begründung der Lager in Mausbach für den Bau am "Westwall". Daneben könnten indes Arbeiten auch für die örtliche Industrie durchgeführt worden sein. Für diese kostengünstig und für die RAD-Leistenden harte Arbeit. Darauf deutet jedenfalls ein Foto aus der Sammlung Dirk Wiescher (Gressenich): Die Aufbereitung des Haldenmaterials in Diepenlinchen vor der Kulisse von Krewinkel im Hintergrund.
Figg.
50.765778 N 6.261846 O
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Wasserturm 1930 bis 2016
Der Wasserturm Mausbach ging 1930 in Betrieb und wurde bis 2016 für die Wasserversorgung genutzt. Er war zuständig für den Teilbereich Donnerberg, der Stadt Stolberg und diente dazu den Wasserdruck in den Leitungen konstant zu halten.
Er überragte lange den Diepenlinchener Wald und war von überall zu sehen. Somit wurde er zum Wahrzeichen von Mausbach und beliebtes Wanderziel für die Mausbacher.
Der Wasserturm wurde mehrmals um- und größer gebaut.
Der Diepenlinchener Wald, der von Diepenlinchen bis Bernards- und Binsfeldhammer reicht, durchquerten die Menschen vor und noch bis weit in die Nachkriegszeit, um täglich ihre Arbeitsstelle in der Industriestadt Stolberg zu erreichen. Heute dient dieses kleine Waldstück als Naherholungsgebiet.
Figg. Wasserturm
50.759898 N 6.263744 O
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1. Mausbacher Pestkreuz
Am 9. Juli 2003 wurde von Pfarrer Norbert Bolz das jetzige neue Pestkreuz im Rahmen einer kleinen Feier eingesegnet. Es ist wohl das einzige Kreuz dieser Art in Stolberg. An dem alten Kreuz aus dem Jahre 1929 von Schreiner Franz Johag hatte der Zahn der Zeit so kräftig genagt, dass es vom Bauhof der Stadt Stolberg abgebaut wurde. Aber auch dieses Kreuz hatte noch ein Vorgängerkreuz, das bereits im Jahre 1843 vom Schreiner W. Mohr gefertigt und errichtet worden war. Was war der Anlass? [...]
Die Cholera in Mausbach
Britische Truppen in Indien verschleppten eine dort endemische Cholera-Epidemie, die sich dann auch über den Handel zur Pandemie entwickelte. Von den britischen Truppen an die russische Südgrenze verbreitet, erreichte sie 1830 Moskau, von da aus über Königsberg 1831 Berlin und Hamburg. Im Frühjahr 1832 war die Cholera in Paris, dann kam sie auch im Westen Deutschlands an.
Heinrich Heine beschrieb die Pariser Ereignisse für die Augsburger "Allgemeine Zeitung".
Wie sich die Cholera im Gressenicher Raum auswirkte und warum dies auf den Dörfern unterschiedlich erfolgte, lesen Sie in:
- Der Blaue Tod – Ein Aufsatz zur Cholera im Gressenicher Raum unter sozial- als auch umwelthistorischen Aspekten
Denkmaltopographie
- Ein Erziehungs- und Ermahnungsdenkmal: Cholera-Kreuz in Mausbach
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2. An den Dreißig Silberlingen
Eigenartig ist, dass seit jeher diese Stelle von den Mausbachern "An den dreißig Silberlingen" genannt wird. Nach Studie der vorhandenen Flur-, Orts- und Bergkarten dieses Bereichs wird man feststellen, dass die Bezeichnung "Dreißig Silberlinge" in alten wie auch in neuen Karten fehlt. Der Überlieferung nach wurde an dieser Stelle [...] 1843 ein besonderer Begräbnisplatz für Choleratote eingerichtet. Ein sogenanntes Pestkreuz wurde als Friedhofskreuz aufgestellt. [Vgl. oben "Pestkreuz"]
Vermutlich wurde der Name "Dreißig Silberlinge" zum ersten Mal 1843 gebräuchlich. Aus der Bibel ist der Begriff 30 Silberlinge bekannt und wird dort mehrfach aufgeführt. Die bekannteste Nennung ist der Bericht, in dem Jesus für dreißig Silberlinge von Judas verraten wird. Auch an anderer Stelle der Bibel ist die Botschaft immer die gleiche: 30 Silberlinge sind ein symbolischer Kaufpreis, der immer Verachtung, Missachtung und Geringschätzung ausdrückt.
Der vorsorglich von der Gemeinde angekaufte Pestfriedhof lag weit außerhalb der Ortschaft. Die Bewohner wollten sich von den dort begrabenen Opfern der Cholera distanzieren. Große Teile der Bevölkerung waren noch der Meinung, dass schlechter Lebenswandel dazu führte, diese Gottesgeißel auf sich zu ziehen.
Nachdem Judas sich nach dem Verrat an Jesus erhängt hatte, wurde von der Belohnung, die Judas für seine Untat bekam, in seinem Namen ein Acker gekauft. Vielleicht wurde dieser Begräbnisacker auch deshalb so benannt. Das Haus an der Derichsberger Straße, das heute den Namen Dreißig Silberlinge trägt, wurde später errichtet, nachdem die Gefahr gebannt war.
Figg. Cholera-Kreuz (1929), Flur "An den dreißig Silberlingen"
Fotos: Samlung Hamacher
50.750871 N 6.281655 O
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Quelle des Mausbachs – Gewässerkennzahl DE: 2824492
Was wir heute für die Quelle des "Mausbach" halten, war eigentlich die des "Fleutherbaches".
Früher befanden sich am Rand des "Großen Nassenberg", dem Waldstück in Richtung Süssendell, vier Quellen, deren Wasser sich im Horster Weiher an dem jetzigen Weg "Auf dem Horst" sammelten. Hier bildeten sie den "Fleutherbach", der durch die Vichter Straße zum Tiefpunkt Schroiff floss. Der dort ehemals vorhandene Weiher wurde noch von anderen Mausbacher Wasserläufen gespeist. Aus dem Weiher floss der "Mausbach" durch das gleichnamige Tal in den Vichtbach.
Mit seinem sauberen Quellwasser speiste der Fleutherbach, seit Generationen auch "Mausbach" genannt, ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die erste Mausbacher Wasserleitung.
Zwischen 1857 und 1862 verlegte man vom Oberlauf des Baches bis zur Mitte der Vichter Straße die erste Ton-Rohrleitung. Sie leitete das Wasser in einen dortigen Brunnen, der – mit einer Pumpe ausgestattet – stets sauberes Wasser bot.
Außer einer Quelle am Waldrand nahe des Weges nach Süssendell, die wir heute als Quelle des "Mausbach" betrachten, sind die anderen Quellen versiegt.
Die Mausbach-Quelle hat während der letzten Jahrzehnte immer weniger Wasser geliefert. In heißen Sommern fällt sie nahezu trocken. Klimawandel, Kanalisierung und Oberflächenversiegelung machen sich hier bemerkbar. Sofern die Quelle noch Wasser liefert, fließt der "Mausbach" ohnehin ab der Fleuth in die Kanalisation und tritt erst am letzten Haus in der Kurt-Schumacher-Straße wieder aus.
Das Bachbett verläuft entlang der Kurt-Schumacher-Straße in Richtung Südwesten. Nach insgesamt 1,2 km und einem Höhenunterschied von 31 m ergießt er sich nördlich von Vicht (50° 44′ 56″ N, 6° 15′ 40″ O) bei Nachtigällchen (Vicht-Breinigerberg) in den Vichtbach. Der Mausbach hat ein Sohlgefälle von 26 ‰.
Auf seinem Lauf passiert er eine kleine Kläranlage und das Gut Lohmühle. Vom Vichtbach aus fließt er über Inde, Rur, Maas und Hollands Diep in die Nordsee.
Heute befindet sich die Quelle des "Mausbach" offiziell bei 50° 45′ 21″ N, 6° 16′ 27″ O auf einer Höhe von 247 m ü. NN.
Fig. Teilstück der ersten Tonrohr-Wasserleitung
50.752177 N 6.280423 O
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Das Lied von Mausbach
Mausbach ist mein Heimatort, jupheidi, jupheida,
Niemals möcht' ich von hier fort, jupheidi heida,
hört die schönen Namen all,
die man hier wohl finden kann,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heidallala,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heida.
Essig, Senden, Schroiff und Dorf, jupheidi, jupheida,
fallen einem gar nicht auf, jupheidi, heida,
Japstock, Lullu, Schmetteberg,
Kiere, Kuhl und Kuckersberg,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heidallala,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heida.
Heidchen, Fleuth und Eule, jupheidi, jupheida,
kommen nach der Reihe, jupheidi heida,
Kank und Winkel, Mausbacherhof,
Büchel, Faure, Düre Koof,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heidallala,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heida.
Rothe Gasse, Faule Heide, jupheidi, jupheida,
hintereinander liegen beide, jupheidi heida,
Schurberg, Jeeße Knepp, Eefelbank,
Kohwäje, Weijenest, Bäckisch Park,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heidallala,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heida.
Von Struchsmarjänn zum Wisseberg, jupheidi, jupheida,
kommt man über'n Derichsberg, jupheidi heida,
Burgholz, Lienche, Franzusekrüz,
Wasserkull, Sössedell, Jottfredskrüz,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heidallala,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heida.
Krewinkel liegt am Waldesrand, jupheidi jupheida,
und wird Großstadt auch alsbald, jupheidi heida,
doch wenn dieses wird geschehn,
werden wir auf dem Kopfe stehn,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heidallala,
|: jupheidi, jupheida, jupheidi heida.
Figg.
50.754823 N 6.286375 O
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Westwall-Bunker 182 und 183 – MG Kasematte
Der Westwall, von den Westalliierten auch Siegfried-Linie genannt, war ein über etwa 630 km verteiltes militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches, das aus über 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren bestand. Er verlief von Kleve an der niederländischen Grenze in Richtung Süden bis nach Grenzach-Wyhlen an der Schweizer Grenze.
Hitler ließ die Anlage ab 1936 planen und zwischen 1938 und 1940 errichten. Der Westwall nahm folgende Entwicklungsschritte:
Nach der Wiederbesetzung des Rheinlandes wurden ab 1936 lediglich vereinzelt und verstreut Bunker gebaut. Die Planungen für die Systeme Befestigungen zwischen Mosel und Rhein sowie am Oberrhein im Jahr 1937. Ein viertes System, die Befestigungen Niederrhein und Eifel, sollte die Kette mit Befestigungsanlagen ab 1938 bis in Höhe der Nordgrenze Belgiens an der niederländischen Grenze (Dreiländereck Vaals bei Aachen) verlängern. Diese Phase wird auch Pionierbauprogramm 1938 genannt.
Ab Mai 1938 wurden die ursprünglichen Planungen, die nur noch den Bau von Befestigungslinien im Stellungsausbau unter dem Namen Limes-Programm vorsahen, drastisch verändert. Zudem wurden die verwendeten Bunkertypen – Regelbauten genannt – vereinfacht bzw. standardisiert, damit sie von der Organisation Todt schneller gebaut werden konnten. 1939 war der Bau der Bunker des Limes-Programms noch längst nicht abgeschlossen, als die im Bau befindlichen Stellungen mit neuen Regelbauten erweitert wurden. 1940 verlangsamte sich der Ausbau und wurde nach dem Westfeldzug (Mai/Juni 1940) eingestellt. 1944 führte die erneute Bedrohung der deutschen Westgrenze durch die herannahende Front zur Reaktivierung der technisch oft veralteten Befestigungsanlagen. An dieser Stelle standen die Westwall Bunker 182 und 183. Es handelte sich vermutlich um Regelbau-Typ 135 MG-Kasematte.
Im oberen Teil der Bunker befanden sich Kampf- und Bereitschaftsraum für fünf Mann, im unteren Teil die Gasschleuse und in dem schmalen Bereich die Flankierungsscharte und der Notausstieg.
Als rückwärtige Stellungen Bunker 182 und 183 – MG Kasematte flankierten sie 43 weitere Bunkeranlagen, die auf Vichter und Mausbacher Gebiet, d.h. von Jägersfahrt bis Burgholzer Graben die erste Verteidigungslinie bildeten. Der MG-Kampfraum liegt bei dieser Anlage quer zur angenommenen Feindrichtung und diente zum flankierenden Einsatz des Maschinengewehrs.
Während der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs wurde dieser Teil des Westwalls von den anrückenden amerikanischen Truppen spätestens am 18. September 1944 eingenommen.
Figg.
Skizze und Foto: Willem Willems, Harald Koschik, Manfred Groß et al.: Der Westwall – Vom Denkmalwert des Unerfreulichen
50.758742 N 6.292620 O
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Eine Siedlung beiderseits des Römerweges
Die frühesten Siedlungsaktivitäten in Krewinkel kann man nur aufgrund der Römerstraße vermuten, die den Ort durchquert. Römerstraßen folgten aus verteidigungstechnischen Gründen, wo immer möglich, den Höhenlinien. Die Streckenführung erlaubt an dieser Stelle einen weiten Blick in das Aachener, Jülicher und Dürener Land. Römerstraßen sind als "Fernstraßen-Netze" zu verstehen, d.h. sie verbanden meist nur große Siedlungen miteinander. Man muss davon ausgehen, dass die Römerstraße zuerst gebaut wurde und erst anschließend die Ansiedlung. Die Römerstraßen gewährten den Anliegern auch gewissen Schutz, weil immer mit einer Anzahl von militärischen Bewegungen zu rechnen war. Weiterhin förderte die Straße auch die wirtschaftliche Entwicklung, da die Anlieger z. B. Herberge und Verpflegung für Mensch und Tier anbieten konnten.
Der alte Römerweg bildete von 844 bis 1796 die Grenze zwischen dem Besitz des Klosters Kornelimünster und den Herzögen von Jülich. Der Ort Krewinkel war also geteilt. Der westlich der Straße gelegene Teil von Krewinkel gehörte ursprünglich zum fränkischen Königshof Gressenich (Grasciniacum) und wurde mit Urkunde vom 26. März 844 durch Ludwig den Deutschen dem Kloster Kornelimünster [Inda, "Kornelimünster" im 11. Jh.] mit allen Hörigen und Rechten geschenkt.
Leider ist nichts über den Zeitpunkt der Entstehung des Ortes bekannt. Im Jahr 1336 wird aber unter den Schöffen von Gressenich schon ein "Heynone de Krewinckel" (Heyno von Krewinckel) erwähnt.
Die Schreibweise des Ortsnamens hat sich im Lauf der Jahrhunderte immer wieder geändert. Bei der Durchsicht alter Dokumente findet man folgende Namen: Krewinckel (1336), Crewinckel (1470), Crewinckell (1513), Krähewinkel (1531), Krehwinckel (1569), Krehewinckell (1648), Krehwinkel (1708), Kriewinkel (1787), Kriewinckel (1810). Bereits im Jahr 1731 findet sich die Schreibweise in der heutigen Form.
Außer dem Hinweis von Pfarrer Ortmanns in seiner "Geschichte der Pfarre Mausbach" auf die Krähen, die bei Aufdringlichkeit in den rechten Winkel zurückgewiesen werden, ist über die Deutung der Ortsbezeichnung nichts bekannt. Für den Hinweis auf "Krähen" in Verbindung mit "Krewinkel" finden sich keine Anhaltspunkte. Die Schreibweise "Kriewinkel" (1787 und 1810) dürfte der mundartlichen Bezeichnung entstammen.
Der alte Römerweg bildete von 844 bis 1796 die Grenze zwischen dem Besitz des Klosters [der Reichsabtei] Kornelimünster und den [Grafen und] Herzögen von Jülich. Der Ort Krewinkel war also geteilt. Der westlich der Straße gelegene Teil von Krewinkel gehörte ursprünglich zum fränkischen Königshof Gressenich (Grasciniacum) und wurde mit Urkunde vom 26. März 844 durch Ludwig den Deutschen dem Kloster Kornelimünster [Inda, im 11. Jh. Unterstellung unter das Kornelius-Patrozinium und seitdem von daher "Kornelimünster"] mit allen Hörigen und Rechten geschenkt.
Fig. Haus einer Fine Traud Willms in Krewinkel
50.758719 N 6.288220 O
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"Krewinkel - das ist das gute Dorf im Grenzland"
1983 wurde das erste Krewinkel-Volksfest von Peter Rösseler ins Leben gerufen. Er war mit seinen Söhnen der verantwortliche Veranstalter und wurde u.a. von Helfern aus Mausbach und Schevenhütte unterstützt. Das 8. bis 20. Volksfest wurde von Dieter Blees organisiert. Danach veranstalteten die Mitglieder "Volksfest Freunde Krewinkel" unter der Leitung von Günther Dohlen das Traditionsfest.
Die Veranstaltung wurde zuletzt zugunsten der Pfarre St. Markus Mausbach und des "Fördervereins Hilfe für krebskranke Kinder" durchgeführt. Auch viele andere Hilfsorganisationen wurden während dreier Jahrzehnte mit Spenden bedacht. Letztmalig fand die dreitägige Veranstaltung im Jahr 2010 statt.
Beispielhaft in der Geschichte des Krewinkeler Dorffestes waren die vielen Spenden in den Jahren 1988 bis 1991, als Einnahmen in Höhe von 84.598,21 DM vielen wohltätigen Zwecken zur Verfügung standen: "Kuratorium ZNS" zur Behandlung von Personen mit Schäden am zentralen Nervensystem, Opfer einer Flugzeugkatastrophe, Erdbebenopfer in Armenien, ein Kinderheim und der Verband S.O.S Kinder, Kuratorium für Unfallverletzte usw. usw. erhielten Zuwendungen. Zuletzt jedoch reduzierten sich die Einnahmen, die an karitative Organisationen gespendet werden konnten, pro Veranstaltung im Schnitt auf 2000 Euro.
Über die Jahre konnten die Krewinkeler viel Prominenz begrüßen: Außenminister Dietrich Genscher, Marianne Freifrau von Weizsäcker, Gattin des Bundespräsidenten und Kanzlergattin Hannelore Kohl. Bands wie die "Die Kolibris" und "Los Mellos", Künstler wie Eric Silvester, Peter Orloff, Ibo, Olaf Henning, Sandy Wagner, Andreas Martin, Claudia Schilling, Klaus Denson, Romy, Susen Kent, Dennie Christian, Leonard, Peggy & Richard, Victor Worms, Daniela Markus sowie Darsteller der Fernsehsendung "Lindenstraße" waren Stargäste in Krewinkel und unterstützten damit das Fest.
Viele Berichte und Beiträge erschienen in der Presse, sowie in überregionalen Funk- und Fernsehsendungen. Der große Erfolg des Volksfestes brachte allen Beteiligten sowie dem Ort Krewinkel mit seinen 54 Häusern, 2 Bauernhöfen, einer Kapelle, einer Kneipe und 165 Einwohnern viel Aufmerksamkeit und Anerkennung im In- und Ausland.
Fig. Helfer beim Krewinkel-Fest ca.1984
50.757997 N 6.286785 O
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Krewinkel 1787 – Figurative Beschreibung des Jülicher Teils
Im Ancien Régime, d.h. vor der Französischen Republik, war Krewinkel ein Grenzdorf. Die Bewohner der nördlichen Straßenseite waren Untertanen des Abtes von Kornelimünster. Bewohner und Eigentümer der Gebäude und Fluren auf der gegenüberliegenden Straßenseite unterlagen dem Einflussbereich der Grafen von Jülich. Dies bedeutete auch, dass diese Bewohner – nach der Gründung des Kirchspiels Schevenhütte 1697 Schevenhütter Kirchgänger und Steuerzahler waren.
1787 wurden die Eigentumsverhältnisse für steuerliche Zwecke von den Kartografen Arnold Ophoven und Johannes Caspar Langendorf im Auftrag des Schevenhütter Bürgermeisters festgehalten. Als Grundstückseigentümer werden genannt: Die Erben von Johann Fleck, Wilhelm Frings, Witwe Mathias Bötgen, Erben Martin Mohr, Adam Hutten, Johann Herren, Peter Krings von Fleuth, Johann Scholl, Peter Krings von Fleuth, Witwe Mathias Willms, Johann Scholl (der Steingräber), Witwe Joseph Flamm, Jacob Rösseler, Johann Peter Franzen, Mathias Koll, Peter Pergement, Johann Scholl Schuster, Jacob Scholl, Henrich Buir, Matheis Prost, Peter Pergement, Johann Scholl, Joh. Peter Hackhausen, Henrich Buir, Witwe Mathias Bötgen, Peter Becker von Mausbach, Joan Peter Klotz, Witwe Gerard Becker, Niclaes Piermann, Peter Franzen Erben und die Erben Johann Fleck.
Viele Leute aus Krewinkel und Mausbach waren früher Pliesterer und Tüncher, die in Stolberg und Aachen arbeiteten. Andere betrieben Ackerbau, Viehhaltung und im Nebenerwerb Pingen-Bergbau. Einem Heberegister für die Getreideabgaben vom 26. Dezember 1367 ist zu entnehmen, dass in Krewinkel und in Mausbach 21 Steuerpflichtige gezählt wurden. Wenn man berücksichtigt, dass Krewinkel im Jahr 1787 im Gebiet der Wehrmeisterei 24 und im Jahr 1806 insgesamt 28 Häuser besaß, muss wohl die Landwirtschaft in früheren Jahren eine größere Rolle gespielt haben. Dies bestätigt auch das Vorhandensein einer Windmühle.
Fig. Figurative Beschreibung aus dem Jahr 1787
50.763238 N 6.278534 O
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Eine Sage aus unserem Bergbaugebiet
Es war die Zeit, als die Bergleute aus der Gegend auf eigene Faust nach Erzen suchten, die sie dann zur Schmelze brachten. Nach der Menge und Güte der Waren wurden sie ausbezahlt.
Ein frommer Bergmann, der sehr arm und dazu noch mit einer zahlreichen Kinderschar gesegnet war, stand einst vor seinem wenig ergiebigen "Ort", das ist die Stelle, wo gegraben wird. Plötzlich stand hinter ihm ein seltsam großer Mann, grüßte ihn mit dem bergmännischen Gruße: "Glück auf!" und fragte ihn nach seinem Ergehen. Der Bergmann fasste Vertrauen zu dem Fremden, klagte ihm, dass er eine zahlreiche Familie habe, aber sein "Ort" stehe so schlecht und werfe nichts ab, und so müsse seine Familie darben. Der Fremde, der der Berggeist war, sagte zu ihm: "Graf e wennig wigger dörch, dann könns de op schünn Ehz!" (Grab noch ein wenig weiter, dann kommst du auf schönes Erz!) Der Bergmann tat es und stieß auch wirklich auf ein schmales Äderchen mit feinstem Erz. Mit neuem Mut grub er weiter. Seine Ausdauer wurde belohnt, denn auf einmal wurde die Ader breiter. Erfreut füllte er sein Säckchen voll und trug es hinauf zutage.
Oben angekommen, begegnete ihm ein feiner Herr, in dem er den fremden Bergmann in den Gesichtszügen wiedererkannte, nur dass er jetzt nicht in Bergmannstracht erschien.
Der Fremde fragte ihn: "Häss de jetz Ehz fonge?". "Jo, ich hann schünn Ehz fonge. Dat es et ieschte, wat ich drvann erusbränge," ("Hast du jetzt Erz gefunden?" "Ja, ich habe schönes Erz gefunden. Das ist das erste, welches ich herausbringe") antwortete der überglückliche Bergmann. "Nu loss mich ens kicke, wat du dann em Säckelche häss." ("Nun lass mich mal schauen was du denn im Säckchen hast") Der Mann legte sein Säckchen ab und zeigte dem Fremden sein Erz. Was aber war das?! Vor Verwunderung konnte er kein Wort hervorbringen, denn das vermeintliche Erz war pures Gold. Beglückt und ganz gerührt dankte er dem Fremden für seinen Rat. Dieser aber entfernte sich freundlich lächelnd.
Fig.
50.765274 N 6.276236 O
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Viola lutea calaminaria
Eine botanische Besonderheit dieses Standortes ist die weltweit einzigartige Galmeiflora, eine Pflanzengesellschaft, die an die speziellen Verhältnisse erzhaltiger Böden angepasst ist. Diese Pflanzengesellschaft ist Teil einer eiszeitlichen alpinen Reliktflora. Mit der fortschreitenden Vergletscherung zu Beginn der letzten Eiszeit wurden die Arten dieser Pflanzengemeinschaft aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in eisfreie Klimazonen, u. a. auch in den hiesigen Raum, verdrängt, wo sie die Eiszeit überleben konnten. Als nach dem Ende der Eiszeit die Vegetation bei dann wieder ansteigenden Temperaturen üppiger wurde, zogen sich die Arten der Galmeiflora auf kargere Böden zurück, die von Pflanzen mit stärkeren Wuchsformen gemieden wurden. Ein Vertreter dieser Galmeiflora ist das Galmeiveilchen. Der Name Galmeiveilchen stammt vom galmeihaltigen Boden. Galmei ist eine Sammelbezeichnung für ein Mineralgemenge verschiedener schwefelfreier Zinkerze. Der Name Galmei ist ufgrund seiner großen wirtschaftlichen Bedeutung in der regionalen Sprache fest verankert und gab dem Galmeiveilchen seinen Namen. Die Galmeierze waren für Stolberg deshalb so wichtig, weil sie bis zum Beginn des 19. Jh. zur Herstellung von Messing zwingend erforderlich waren.
Die Galmeiflora findet sich nahezu ausschließlich auf den ehemaligen Erzfeldern, ihre Standorte sind, auch oberflächennah, mit hohen, teilweise toxischen Zink-, Blei- und Cadmiumverbindungen kontaminiert. Im Laufe der Evolution konnte die Galmeiflora eine gewisse Schwermetalltoleranz ausbilden. So entstanden auf den erzreichen Böden Überlebensnischen für die schwermetallresistenten Pflanzenarten, die sogenannten Metallophyten. Das gelbe Galmeiveilchen wächst weltweit nur in der Stolberger Region sowie um Kelmis südwestlich von Aachen. Es hat sich auf den lebensfeindlichen Untergrund spezialisiert. Das Galmeiveilchen kann Schwermetalle einlagern und anreichern, ohne dabei Schaden zu nehmen. Den Bergleuten diente es jahrhundertelang als Wegweiser zu den Zinkerzlagerstätten.
Fig.
- Kennfarbe
- 7,8 km
- 3,5 - 4 Std.