Auf dem Jakobsweg zwischen Schevenhütte und Vicht
Die Kartierung [1] folgt A. Heusch-Altenstein und K. Flinsbach (2014): Wege der Jakobspilger im Rheinland, 5. Aufl. Köln J.P. Bachem Verl. (Jakobswege, Bd. 1), S. 155. Dieser Weg führt weiter nach Kornelimünster und zeichnet – nicht zuletzt auf Vorschlag des Stolberger Heimat- und Geschichtsvereins1 – ein Stück der historischen Düren-Eupener Handelsstraße nach.2
In Kornelimünster ist zwar ein Jakobus-Reliquiar vorhanden und im 12. Jh. wurde mit dem Nikolaus-Hospital Infrastruktur für einen Pilgerweg geschaffen und auch der Pilgerweg nach Trier zur Matthiaskirche führte über Kornelimünster. Die Hauptroute des historischen Jakobswegs dürfte jedoch weiter nördlich über Langerwehe bis zum 19. Jahrhundert auf der Aachen-Frankfurter-Heerstraße von Mariaweiler bei Düren über Langerwehe, Weisweiler, Dürwiß, Weiden und Haaren nach Aachen verlaufen sein.3 In Langerwehe gab es denn auch die Aachhörner, tönerne Pilgerhörner für die Heiligtumsfahrt nach Aachen, die bei Präsentation der Reliquien geblasen wurden. Man verwendete sie von Aachen kommend noch in Kornelimünster und nach der Wallfahrt als Wetterhörner zum Vertreiben von Gewittern. Heute gibt es die Aachhörner in der Töpferei im Langerweher Töpfereimuseum.
Der bei A. Heusch-Altenstein und K. Flinsbach 2014 kartierte Jakobsweg verläuft zudem in gerader Linie aus der Fleuth links am Kleinen Kranzberg entlang auf Vicht zu, mithin 100 m nördlich des Kranzbergkreuzes. Nach den Kartenaufnahmen im 19. Jh.4 mündete die Fleuth indes 100 m weiter südlich am Kranzbergkreuz in einer Wegzweigung. Erst von dort, also am Kranzbergkreuz, und an diesem rechts schräg über die Flur führte der Weg auf den wie 2014 kartierten Jakobsweg links am Kleinen Kranzberg entlang ins Vichttal auf die Kirche(n) zu, der andere links am Großen Kranzberg vorbei ins Vichttal nach (Vicht-) Stollenwerk. Dies begründet eben auch das Kranzbergkreuz als Pilgerweg-Wegweiser.
Von Schevenhütte Nord aus
- Langerweher Straße 14 Hausmadonna
- Ellerberg – Ellerbergkreuz
- Buschhausener Straße – Ahns-Kreuz
- Krewinkel 61 Schlussstein von 1813
- Krewinkel 24 Brauerzeichen von 1778
- Süssendeller Straße 48 – Kriegsgräberstätte
- Süssendeller Straße 6 – Nikolauskapelle / Fleuther Kreuz
- Vichter Straße/Fleuth 50 – Fleuther Kapellchen
- Am Kreuz – Kranzberg-/Donatus-Kreuz
Eine Pilgerfahrt im Jahr 1510
Die Düren-Eupener Straße und die als Jakobsweg bei A. Heusch-Altenstein und K. Flinsbach 2014 verzeichnete Route ist insbesondere für die Heiligtumsfahrt nach Kornelimünster und von Aachen von Bedeutung gewesen. Der Metzer Bürger Philipp von Vigneulles (1471-1528) berichtete von seiner Aachenfahrt im Jahr 15105: Diese führte ihn weiter nach Kornelimünster, da die dortigen Heiligtümer geradezu im Anschluss an die in Aachen gezeigt wurden: dort vormittags, hier am Nachmittag, sodass etliche Pilger beide Gelegenheiten wahrnahmen (und Geld daselbst ließen). Von Kornelimünster ging es weiter über Düren, wo am Folgetag die Reliquien der hl. Anna präsentiert wurden, nach Köln mit weiteren Reliquienschauen – Wallfahrten im Mittelalter und in der Frühneuzeit waren häufig touristische Massenbewegungen mit dicht gedrängtem Programm: "Wir ritten auf der großen Straße nach Düren und beeilten uns", wobei "wir bei scharfem Ritt etwa tausend Leute [...] überholten"6. Gemeint ist hier sicherlich statt der nördlich verlaufenden Heerstraße die um gut ein Drittel kürzere Wegstrecke auf der von Eupen kommenden Handelsstraße (Römerstraße) vorbei an Vicht, Mausbach und Gressenich, mithin auch der bei A. Heusch-Altenstein und K. Flinsbach aaO. verzeichnete Weg.
Nach der Französischen Revolution ging das Pilgeraufkommen stark zurück. Wer dennoch pilgerte und es sich angesichts von Wegegeld leisten konnte, mag hier im 19. Jh. bequemer die im (ersten) Französischen Kaiserreich und weiter in Preußen angelegten Chausseen benützt haben.